Chronik

Im Jahr 1900 fanden sich unter Lehrer Alfred Haltenberger einige Musikanten zusammen, um einen Verein zu gründen, der den Namen „Musikvereinigung Frohsinn 1900“ erhielt und sich bald vergrößerte. Während man zunächst nur örtliche Veranstaltungen spielte, erwarb man sich unter Leitung eines neuen Dirigenten – Johann Bischoff – ab 1903 einen guten Ruf über die Grenzen des Heimatortes hinaus. Dabei waren die Musiker oft stundenlang zu Fuß zu ihren Auftrittsorten unterwegs. 

Musikkapelle um das Jahr 1902
Chronik1925
Historisches Luftbild von Illerzell aus dem Jahre 1925

Sein Nachfolger Wilhelm Sauter verstand es, nach dem Ersten Weltkrieg mit neuer Kraft und beseelt durch die Liebe zur Musik verbliebene Altmusiker und herangebildete Nachwuchskräfte wieder um sich zu scharen und die Kapelle erfolgreich fortzuführen.
In den Jahren während des Nazi-Regimes wurde das Musizieren aufgrund der Auflagen der damaligen Regierung sowie der Kriegswirren allerdings fast völlständig eingestellt. 

Der Zweite Weltkrieg brachte fast das Ende des Vereines, da aus den vom Krieg heimgekehrten Musikern kein vollständiger Klangkörper mehr zu bilden war. Nichtsdestotrotz wurde bereits 1946 ein Neuaufbau mit kleiner Besetzung begonnen. Unter Wilhelm Sauter, der schon 35 Jahre Dirigent war, und unter Mithilfe von Josef Singer wurde ein Neuanfang gemacht. 

Chronik1948
Kapelle im Jahre 1948
Chronik1951
Kapelle im Jahre 1951

Josef Lugner, ein Heimatvertriebener aus Böhmen, begann bereits 1948 mit der Ausbildung von jungen Musikern und wurde der Nachfolger von Wilhelm Sauter. Ihm war es hauptsächlich zu verdanken, dass die junge Kapelle einen enormen Auftrieb erhielt und sehr rasch in weitem Umkreis als Unterhaltungs- und Stimmungskapelle bekannt und beliebt wurde. 

1958 übernahm Ferdinand Kirsch die Leitung der Kapelle, die sich Mitte der fünfziger Jahre Trachtenkapelle Illerzell nannte, und führte sie zu einem beachtlichen Leistungsstand in der Oberstufe. Dazu kamen mehrere Konzertreisen ins Ausland, nach Frankreich, Österreich, Italien, Malta, Griechenland und in die USA. In den Jahren 1984-1986 wurde in Zusammenarbeit mit dem Sportverein die Vereinsgaststätte „Zum Brückle“ erbaut und eröffnet. 

Chronik1960
Aktive Kapelle im Jahre 1960
Chronik1990
Trachtenkapelle im Jubiläumsjahr 1990

Der verdiente Dirigent Ferdinand Kirsch hat sein Amt nach 30-jähriger Tätigkeit an den aus den eigenen Reihen stammenden Hugo Notz übergeben. In den Jahren 1975, 1990 und 2000 war die Kapelle anlässlich ihrer Jubiläumsfeierlichkeiten Ausrichter der Bezirksmusikfeste mit Wertungsspielen im Bezirk 9 des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes. Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum wurde unter der musikalischen Leitung von Robert Bauer die Pro Musica-Plakette verliehen.

Im Jahr 2002 übernahm der ebenfalls aus den eigenen Reihen stammende Andreas Notz die musikalische Leitung des Vereines, unter dessen Führung die Trachtenkapelle nicht nur alljährliche Konzerte veranstaltete, sondern auch diverse Auslandsreisen, wie z.B. nach Kalabrien oder Prad am Stilfserjoch durchführte. 

Chronik2005
Trachtenkapelle im Jahre 2005
Chronik2011
Trachtenkapelle im Jahre 2011

Im Jahr 2012 musste Andreas Notz nach 10-jähriger Tätigkeit gesundheitsbedingt sein Amt als Dirigent niederlegen. Erneut übernahm Hugo Notz den Dirigentstab, dessen Bereitschaft, kurzfristig auszuhelfen, es der Trachtenkapelle ermöglichte, das im Oktober 2012 angesetzte Freundschaftskonzert mit der Musikkapelle aus Prad am Stilfserjoch wie geplant zu veranstalten. Zu Beginn des Jahres 2013 wurde in dem aus Leipheim kommenden Roland Tschamler ein neuer engagierter Dirigent gefunden, der seither die Geschicke der Trachtenkapelle leitet. 

In den Jahren 2020 bis 2022 führte das Corona-Virus zu einer weltweiten Pandemie. Das erste mal seit dem Krieg kam es daher erneut zum fast vollständigen Erliegen des musikalischen und generell öffentlichen Lebens. Zusammenkünfte von Personen waren vorübergehend komplett eingeschränkt – mit zeitweisen Ausgangssperren, sodass ein geregelter Probenbetrieb über viele Monate hinweg nicht möglich war.

Trachtenkapelle im Jahre 2015

Feste und Konzerte waren über mehr als zwei Jahre hinweg untersagt und die wenigen Proben, die möglich waren, konnten nur mit begrenzter Musikerzahl, mit genügend Abstand unter den Musikern (weswegen zeitweise im großen Saal geprobt wurde) und mit entsprechenden Impf- oder Testnachweisen stattfinden. Aufwändige Hygienekonzepte für Proben und die musikalische Ausbildung mussten erstellt und regelmäßig wieder über den Haufen geworfen werden, wenn sich die Gesetzeslage änderte. Nichts desto trotz hielt die Trachtenkapelle auch in dieser Zeit zusammen. Neben wenigen Proben konnte auch der ein- oder andere Spielauftritt im Freien stattfinden, z.B. auf dem Sportplatz unter Wahrung der Mindestabstände, wo die Gäste auf der Terasse und im Biergarten des Gasthauses Zum Brückle unterhalten wurden. Auch sonst hat man versucht, für das Dorf präsent zu bleiben, z.B. indem eine Oster-Rallye ins Leben gerufen wurden und der traditionelle „Hock im Dorf“ einmalig „To-Go“ stattfand.

Rückblickend lässt sich sagen, dass die Blasmusik in Illerzell seit eh und je eine gediegene Heimstätte hatte. Nie ließ man sich durch die Wirren der Zeit entmutigen und immer waren Mitglieder da, die sich durch ihren selbstlosen Einsatz der Musik annahmen.